Rückblick: 8. Nationales IPBES-Forum

Der Expert:innen-Austausch in Vorbereitung von IPBES-8 bot Gelegenheit für die vertiefte Diskussion der beiden Scoping-Berichte zu Nexus und Transformative Change. Lesen Sie hier eine Zusammenfassung der Ergebnisse.

Screenshot 8. Nationales IPBES-Forum

Screenshot der virtuellen Veranstaltung des 8. Nationalen IPBES-Forums

Stephanie Thomas

Am 18. Januar 2021 fand das 8. Nationale IPBES-Forum virtuell statt (weitere Informationen finden Sie hier). Die nationalen IPBES-Foren, die regelmäßig von der deutschen IPBES-Koordinierungsstelle im Auftrag von BMU und BMBF ausgerichtet werden, informieren über nationale und internationale Aktivitäten zu IPBES und geben Raum für Diskussionen unter IPBES Expert:innen, Autor:innen und dem IPBES Sekretariat.
Das nationale IPBES-Forum bot die Gelegenheit, die beiden Scoping-Berichte zu Nexus und Transformative Change gemeinsam mit über 80 Experten:innen aus Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft, Entwicklungsagenturen und Wirtschaft näher zu betrachten. Ziel des eintägigen Forums war es, sicherzustellen, dass beide Scoping-Dokumente eine hohe wissenschaftliche Qualität und die notwendige politische Relevanz als Rahmen für die nachfolgenden mehrjährigen Assessments aufweisen.
Die Diskussionen zu den beiden Scoping-Dokumenten wurden maßgeblich von den IPBES-Expert:innen Prof. Ralf Seppelt (Nexus Assessment) und Prof. Silke Beck (Transformative Change Assessment) geleitet.
Die beiden künftigen IPBES-Assessments sollen entscheidende Beiträge zur Umsetzung des Globalen Rahmens für die biologische Vielfalt für die Zeit nach 2020 sowie der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen leisten können.

Wesentliche Aspekte aus dem 8. Nationalen IPBES-Forum zu:

Nexus:
Die Diskussionen konzentrierten sich zunächst auf die Interdependenzen von biologischer Vielfalt, Klima, Wasser, Nahrung, Energie und Gesundheit als sechs Schlüsselbereiche für das menschliche Wohlergehen im Einklang mit den planetarischen Grenzen. Es wurde betont, dass die Interdependenzen sowohl ökologische und gesellschaftliche Faktoren als auch Analysen der wirtschaftlichen Kosten und Vorteile auf globaler und regionaler Ebene sowie Trends und den aktuellen Status der Schlüsselbereiche berücksichtigen müssen. Dies erfordere die Erstellung integrierter Szenarien zu den „großen sechs“ Kernelementen des Biodiversitäts-Nexus. Angesichts der aktuellen Pandemie wurde auch der Aspekt der Gesundheit hervorgehoben.
Es wurde betont, dass die Beurteilung von Klima und Energie während der Nexus-Bewertung sichergestellt werden müsse, auch wenn beide Aspekte bisher nicht im Titel des Nexus Assessment enthalten sind. Im Hinblick auf weitere relevante Aspekte und Zusammenhänge wurde auch betont, dass zum einen die Arbeiten des IPCC (insbesondere dessen Sonderberichte zu 1,5 °C-Zielszenarien und zu Klimawandel und Land), zum anderen Synergien und Zielkonflikte im übergreifenden Perspektivrahmen der Nachhaltigskeitsziele der Vereinten Nationen (Sustainable Development Goals) analysiert und möglichst quantifizierte Informationen bereitgestellt werden sollten, um Politikoptionen zu definieren und Handlungsparameter abzuleiten.
Die systematische Beobachtung (Monitoring) der komplexen Wechselwirkungen zwischen den Nexus-Elementen sollte auch durch die Ermittlung der notwendigen Indikatoren sichergestellt werden. Dieser Aspekt wäre in der Bewertung sogar zukunftsweisend, da viele einzelne Sektoren bisher nur über unzureichende Monitoringsysteme und die notwendigen Indikatoren verfügen.
Die Gliederung des vorgesehenen Aufbaus des Nexus Assessments war ein weiterer wesentlicher Diskussionsgegenstand. Zum einen ging es um die Frage der übergreifenden Kapitelstruktur des Assessments und dessen sektoraler Gliederung. Diese Strukturierung des geplanten Assessments spiegele zwar die aktuelle nationale politische Landschaft wider, könnte aber dem Nexus-Ansatz widersprechen. Es stellte sich die Frage, ob es eine Alternative zu dieser Gliederung gibt. Zum anderen sollten die zu entwickelnden politikrelevanten Optionen so direkt wie möglich mit den Akteur:innen in den verschiedenen Sektoren verknüpft werden, um konkrete Strategien und Entscheidungen durch umsetzbares, praxisrelevantes Wissen zu ermöglichen. In diesem Kontext empfahlen die Expert:innen auch, auf überschaubare und wirklich konkrete und umsetzbare Ergebnisse zu achten, um so die politische Relevanz zu gewährleisten.

Transformative Change:

Die Diskussionen der Expert:innen bekräftigten die Notwendigkeit eines neuen IPBES-Assessments, welches sich der Frage stellt, wie genau der inzwischen anerkannte, erforderliche transformative Wandel auf unterschiedlichen Ebenen und von unterschiedlichen Akteur:innen initiiert, aktiv gestaltet und langfristig und gerecht umgesetzt werden kann.
Weiterhin wurde ein Spannungsverhältnis zwischen wissenschaftlicher Neutralität auf der einen Seite und politischen Fragen, die auf gesellschaftlichen Visionen, Werten und Verteilungsgerechtigkeit beruhen, auf der anderen Seite, identifiziert. Dieses Verhältnis kann nur bedingt im Rahmen des Assessments aufgelöst werden. Das Assessment sollte aber solche Aspekte möglichst offen und transparent darstellen.

Transformative Change

JJAVA / Adobe Stock

Es gibt bereits vielfältige Fallbeispiele für transformativem Wandel, die oft sehr kontextspezifisch sind. Hieraus die wesentlichen Determinanten und „Best Practices“ für transformativen Wandel abzuleiten, wird eine große Herausforderung im Rahmen des Assessments sein. Wichtig ist es daher, im Assessment geeignete Handlungsoptionen auf verschiedenen Handlungsebenen sowie für unterschiedliche Akteur:innen aufzuzeigen.

Weiterhin wurde auf die zahlreichen Wissenslücken hingewiesen, die im Assessment zu Transformative Change herausgearbeitet werden sollten. Wesentlich ist daher, dass das Assessment soweit wie möglich auf vorhandenem Wissen sowie abgeschlossenen und laufenden IPBES-Assessments – insbesondere dem laufenden Assessment zu Werte von Biodiversität (Values Assessment) und dem neuen Nexus Assessment – aufbaut bzw. anknüpft.

Deutschland hat sich – in Abstimmung mit der EU und ihren Mitgliedsländern – dafür eingesetzt, dass die o. g. Punkte auf IPBES-8 beraten werden, um sicherzustellen, dass diese in beiden Scoping-Dokumenten sinnvoll berücksichtigt werden.