Gastbeitrag von Dr. Bernd Lenzner zum „Thematischen IPBES Assessment zu gebietsfremden invasiven Arten“ an dem er als Fellow teilgenommen hat.

IPBES wird getragen von der ehrenamtlichen und unermüdlichen Arbeit der vielen in unterschiedlichsten Funktionen (Rollen) beteiligten IPBES Expertinnen und Experten. Im heutigen Gastbeitrag wird uns ein IPBES-Fellow über seine Beteiligung am vierjährigen Erstellungsprozess des IPBES-Assessments zu invasiven gebietsfremden Arten berichten. Wir bedanken uns ganz herzlich bei Dr. Lenzner für diesen Einblick und natürlich auch für seinen engagierten Einsatz im IPBES Assessment zu invasiven gebietsfremden Arten.

Mit Verabschiedung des IPBES Assessments zu Invasiven gebietsfremden Arten und ihrer Kontrolle auf IPBES-10 wurde der finale Meilenstein eines vierjährigen Prozesses, an dem 86 international führende Expertinnen und Experten aus 49 Ländern mitgewirkt haben, gesetzt. Das Assessment fasst die wissenschaftliche Evidenz aus über 13 000 Fachpublikationen zum Status Quo invasiver gebietsfremder Arten, ihrer Auswirkungen und möglicher Handlungsoptionen zusammen.

Ich hatte das Privileg als Nachwuchswissenschaftler (in der IPBES Sprache „Fellow“ genannt) ein Teil dieses Expertenteams zu sein. IPBES legt besonderen Wert darauf, dass die Expertenteams der Berichte bezogen auf die geographische Herkunft, das Geschlecht und fachliche Expertise möglichst divers sind. Teil davon ist es auch, im Zuge des „capacity-building“, Nachwuchswissenschaftler wie mich durch das Fellowship-Programm einzubeziehen.

Um Fellow bei einem Assessment zu werden, muss man sich, wie andere Expertinnen und Experten auch, auf die entsprechende Ausschreibung bewerben. Hierfür muss man von einer Organisation oder Regierung vorgeschlagen werden. In meinem Fall war dies die Universität Wien. Nachdem ich ausgewählt wurde, musste ich mit der Universität klären, dass ich einen fixen Teil meiner Arbeitszeit für IPBES verwenden darf, und dass meine Teilnahme an den Autorentreffen finanziert wird. Denn nur ein Teil der Fellows, der nicht aus den führenden Industrienationen kommt, wird finanziell von IPBES unterstützt.

Meine Erfahrungen mit dem Fellowship-Programm waren großartig. IPBES kümmert sich besonders um die Fellows und organisiert jährliche Fellows-Workshops zusätzlich zu den Autorentreffen, zu denen alle aktiven Fellows von den laufenden Berichten eingeladen sind. Während unserer Zeit fand ein Workshop wegen COVID online statt, der zweite wurde parallel zur 9. IPBES Vollversammlung in Bonn veranstaltet und der letzte in Nairobi, Kenia. Diese Workshops dienen dem Austausch mit Expertinnen und Experten, der Vernetzung untereinander und, um zu lernen wie man sich sicher an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Politik bewegt.

Innerhalb des Assessments waren wir Fellows vollwertige Mitglieder in den jeweiligen Kapiteln die, wie alle anderen, direkt am Assessment mitschreiben und auch Aufgaben darüber hinaus übernahmen. Ich war zum Beispiel zusätzlich im Koordinationsteam des berichtsübergreifenden Themas zu Szenarien und Modellen und momentan unterstütze ich auch die Koordination zur Entwicklung einer Webplattform, die die Kernaussagen des Berichts für die breitere Öffentlichkeit aufbereitet. Diese Aktivitäten sind nicht nur super spannend und lehrreich, sondern helfen mir zusätzlich, auch mein internationales Netzwerk weiter auszubauen. Aufgrund meines Engagements in der Gruppe zu Szenarien und Modelle wurde ich beispielsweise auch zu einem Expertentreffen der IPBES Taskforce zum gleichen Thema eingeladen.

Abschließend möchte ich auch noch das Mentor-Programm erwähnen. Die Fellows sind dazu angehalten, sich Mentorinnen und Mentoren (Experten des Assessments) zu suchen, mit denen sie enger zusammenarbeiten. Diese Mentorinnen und Mentoren geben Hilfestellungen bei Fragen und der Arbeit am Assessment selbst, aber auch darüber hinaus. So entstehen oft langfristige Kollaborationen, Netzwerke und sogar Freundschaften, die über den Bericht hinaus halten.

Alles in allem war das Fellowship-Programm eine großartige Erfahrung und ich kann es nur allen empfehlen, sich zu bewerben. Als Teil des Alumninetzwerks bin ich gespannt, wann und wie ich wieder bei IPBES involviert sein werde.

Link zum Fellowship-Programm: https://www.ipbes.net/ipbes-fellowship-programme

Bernd Lenzner hinter großen IPBES 10 Buchstaben

Dr. Bernd Lenzner bei der IPBES 10 Vollversammlung in Bonn während der Verhandlungen des Summary for Policy Makers des IPBES Assessments invasiven gebietsfremden Arten und ihrer Kontrolle. 

Bernd Lenzner 

Bernd Lenzner ist Wissenschaftler an der Universität Wien in der Arbeitsgruppe zu Bioinvasionen, Globalem Wandel und Makroökologie am Department für Botanik und Biodiversitätsforschung. Er ist ein terrestrischer Ökologe mit besonderem Interesse an dem Verständnis von großräumigen Biodiversitätsmustern, besonders in Bezug auf biologische Invasionen, sowie deren ökologische, sozioökonomische und gesellschaftliche Faktoren.

Kontakt

Dr. Bernd Lenzner
Universität Wien
Department of Botany and Biodiversity Research
Rennweg 14
A-1030 Wien
E-Mail: bernd.lenzner@univie.ac.at
https://lenzner.github.io/