Dr. Hanno Seebens
"Mit IPBES eröffnet sich eine großartige Chance, den globalen Verlust der Biodiversität auf die Tagesordnung der Politiker zu bringen und in der Öffentlichkeit präsenter zu machen."
Foto bereitgestellt von Dr. Hanno Seebens
Angaben zur Person:
Dr. Hanno Seebens, DFG Heisenberg Gruppenleiter „Ecological Informatics"
Institutionelle Anbindung:
Justus-Liebig-Universität Gießen
Weitere Hintergrundinformationen zu Person und Institution:
https://www.uni-giessen.de/en/faculties/f08/departments/tsz/wilke/people/hanno_seebens
Funktionen im IPBES-Prozess
- Mitglied der Task Force Knowledge and Data (seit 2019);
- Coordinating Lead Author im Bericht über invasive gebietsfremde Arten (2019-2023);
- Contributing Author im Globalen Assessment (2016-2019);
- Contributing Author in den regionalen Assessments zu Europa/Zentralasien und zu Amerika (2015-2018).
Fragen:
Was ist Ihre Motivation, sich aktiv am IPBES-Prozess zu beteiligen?
Mit den vielen verschiedenen Berichten trägt IPBES wie keine andere Initiative dazu bei, die Gefahren für die Biodiversität und Ökosystemdienstleistungen und die Konsequenzen für die Menschheit auf internationalen Ebene einer breiten Öffentlichkeit und Politikern zugänglich zu machen. Für mich ist es eine große Ehre, mich an diesem Prozess beteiligen zu können.
Was ist für Sie das Besondere am Weltbiodiversitätsrat IPBES?
Das Besondere an IPBES ist die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern und Regierungsvertretern. Dadurch wird garantiert, dass die Arbeit der Wissenschaftler auch bei den Regierungen Gehör findet.
Sie waren bereits länger an einem IPBES-Prozess beteiligt. Welche Erfahrungen haben Sie dort bisher machen können und was hat Sie besonders beeindruckt?
Bei meinen vorherigen Mitarbeiten im IPBES Prozess hat mich vor allem die gute Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus der ganzen Welt beeindruckt.
An welchem Schwerpunktthema arbeiten Sie mit, und was wäre ein wertvolles Resultat aus Ihrer Sicht?
Ich bin CLA für das Kapitel 2 „Trends and status“ im Invasive Alien Species Assessment. Für dieses Kapitel wäre das wertvollste Result eine vollumfängliche Darstellung der aktuellen Situation von invasiven Arten weltweit zu erhalten. Allerdings erschwert die lückenhafte Datengrundlage das Erreichen dieses Ziels. Aber die Zusammenarbeit mit so vielen Experten aus der ganzen Welt stellt eine neue Chance dar, bestehende Lücken zu füllen.
Welche Erfahrungen haben Sie bereits mit "Wissenschafts-Politik-Schnittstellen" gemacht?
Ich bin verschiedentlich mit Politikern auf Bundes- und Landesebene zusammengetroffen und habe über meine Arbeit und neueste Erkenntnisse berichtet. Weiterhin bin ich an nationalen Studien im Auftrag der Regierung und Bundesbehörden zum Thema invasive Arten beteiligt. Meine Erfahrung bei diesen Arbeiten war, dass das Interesse von beiden Seiten sehr groß war. Politiker wollten von Wissenschaftlern lernen und Wissenschaftler möchten gerne Politiker informieren.
Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie bei einer Mitarbeit an solchen Schnittstellen?
Eine enge Zusammenarbeit von Politik und Wissenschaft ist sehr wichtig, um neue Erkenntnisse der Wissenschaft auch der Politik zugänglich zu machen und um mögliche Problemlösungen gezielt anzugehen. Leider ist die Kommunikation zwischen den beiden Lagern vor allem in Deutschland bisher schlecht ausgeprägt, was auch durch die unterschiedlichen Zielsetzungen aber auch durch bürokratische Hürden bedingt ist. Hier gibt es noch viel Potential zur Verbesserung.
Was ist Ihr persönlicher Wunsch für die Zukunft von IPBES?
Mein größter Wunsch für IPBES ist es, dass die Aussagen der Berichte in der Politik und Öffentlichkeit erhört und Konsequenzen gezogen werden.
IPBES relevante/IPBES-bezogene Veröffentlichungen
Seebens H, Niamir A, Essl F, Garnett ST, Kumagai JA, Molnár Z, Saeedi H, Meyerson LA (2024) Biological invasions on Indigenous peoples’ lands. Nature Sustainability.
Schwindt, E, August, TA, Vanderhoeven, S, McGeoch, MA, Bacher, S, Galil, BS, Genovesi, P, Hulme, PE, Ikeda, T, Lenzner, B., Nuñez, MA, Ordonez, A, Pauchard, A, Rahlao, SJ, Renard Truong, T, Roy, HE, Sankaran, KV, Seebens, H, Sheppard, AW, Stoett, P; Vandvik, V, Wilson, JRU, Meyerson, LA (2024). Overwhelming evidence galvanizes a global consensus on the need for action against Invasive Alien Species. Biological Invasions 26, 621–626.
Roy HE, Pauchard A, Stoett PJ, Renard Truong T, Meyerson LA, Bacher S, Galil BS, Hulme PE, Ikeda T, Kavileveettil S, McGeoch MA, Nuñez MA, Ordonez A, Rahlao SJ, Schwindt E, Seebens H, Sheppard AW, Vandvik V, Aleksanyan A, Ansong M, August T, Blanchard R, Brugnoli E, Bukombe JK, Bwalya B, Byun C, Camacho-Cervantes M, Cassey P, Castillo ML, Courchamp F, Dehnen-Schmutz K, Zenni RD, Egawa C, Essl F, Fayvush G, Fernandez RD, Fernandez M, Foxcroft LC, Genovesi P, Groom QJ, González AI, Helm A, Herrera I, Hiremath AJ, Howard PL, Hui C, Ikegami M, Keskin E, Koyama A, Ksenofontov S, Lenzner B, Lipinskaya T, Lockwood JL, Mangwa DC, Martinou AF, McDermott SM, Morales CL, Müllerová J, Mungi NA, Munishi LK, Ojaveer H, Pagad SN, Pallewatta NPKTS, Peacock LR, Per E, Pergl J, Preda C, Pyšek P, Rai RK, Ricciardi A, Richardson DM, Riley S, Rono BJ, Ryan-Colton E, Saeedi H, Shrestha BB, Simberloff D, Tawake A, Tricarico E, Vanderhoeven S, Vicente J, Vilà M, Wanzala W, Werenkraut V, Weyl OLF, Wilson JRU, Xavier RO, Ziller SR (2024) Curbing the major and growing threats from invasive alien species is urgent and achievable. Nature Ecology & Evolution 8: 1216–1223.
Nuñez MA, August T, Bacher S, Galil BS, Hulme PE, Ikeda T, McGeoch MA, Ordonez A, Rahlao S, Truong TR, Pauchard A, Roy HE, Sankaran KV, Schwindt E, Seebens H, Sheppard AW, Stoett P, Vandvik V, Meyerson LA (2024) Including a diverse set of voices to address biological invasions. Trends in Ecology & Evolution 39: 409–412.